Vilém Flusser, ‘Bilder in den neuen Medien’

‘So wie sie gegenwärtig (1989) geschaltet sind, machen die neuen Medien Bilder zu verhaltensmodellen und Menschen zu Objekten, aber sie können anders geschaltet werden und damit Bilder in Bedeutungsträger und Menschen zu gemeinsamen Entwerfern von bedeutung verwandeln.’ p. 152

Vilém Flusser, ‘Bilder in den neuen Medien’ in Schriften, Band I, Lob der Oberflächlichkeit, für eine Phänomenologie der Medien, Bollmann, Mannheim, 1995.

de,quotations,ubiscribe | April 21, 2006 | 15:35 | Comments Off on Vilém Flusser, ‘Bilder in den neuen Medien’ |

Vilém Flusser, ‘Farben statt Formen’

‘Der Akt des Füllens von Formen mir Erscheinungen heißt “formulieren”, “formalisieren” und sein Resultat heißt “informieren”. p. 122

Vilém Flusser, ‘Farben statt Formen’ in Schriften, Band I, Lob der Oberflächlichkeit, für eine Phänomenologie der Medien, Bollmann, Mannheim, 1995.

de,quotations,research,ubiscribe | April 21, 2006 | 15:34 | Comments Off on Vilém Flusser, ‘Farben statt Formen’ |

Vilém Flusser, ‘Umkodieren’

‘Wie hat sich die Struktur der Sprache beim umkodieren der Phoneme zu Schirftzeichen verändert? Und wie verändert sich die Struktur des Denkens beim Umkodieren der Schriftsprachen in andere, neue Codes?’ p. 111

‘Unser Sprachtyp kodiert alles in pfeilförmigen Strukturen, bei denen von einem Subjekt aus zu einme Objekt hin prädiziert wird. Isolierende Sprache kodieren alles in mosaikartigen Puzzles, wobie oft die Tendenz besteht je zwei Steinchen (“Silben”) ineinanderzuhaken. Agglutinierenden Sprachen kodieren alles in Klumpen, bei denen mehrere Bedeutungskerne mit Klebemitteln wie Präfixen, Infixen und Suffixen zusammengerafft werden.’ p. 112

Vilém Flusser, ‘Umkodieren’ in Schriften, Band I, Lob der Oberflächlichkeit, für eine Phänomenologie der Medien, Bollmann, Mannheim, 1995.

de,quotations,research,ubiscribe,writing | April 21, 2006 | 15:32 | Comments Off on Vilém Flusser, ‘Umkodieren’ |

Vilém Flusser, ‘Schreiben für Elektronisches publizieren’

‘Warum und wozu schreibt man eigentlich? Die erste Antwort lautet: Man schreibt um die in einem Gedächtnis gespeicherten Informationen nach den Schriftregeln zu prozessieren und dann die derart prozessierten Informationen in einem allgemeinen Dialog zu füttern. Man drückt etwas aus dem Gedächtnis ins Öffentliche.’ p. 102

‘Diese künstliche Stützen gewinnen an Bedeutung, je größer die Summe der Informationen wird, welche die “Kultur” ausmachen. Daraus folgt, daß immer weniger die Rede von einem “einsamen Schreiben” sein kann, von einem “genialen Autor”: Diese künstlichen Gedächnisstützen koppeln die individuelle Znetralnervensysteme und die daran hängenden Organismen zu Gedächtnisgruppen.’ p. 103

‘Es geht beim Schrieben darum, nicht nur zensurierte Informationen passiv zu empfangen, sondern diese zu neuen Informationen zu erhöhen. Das intersubjektive Netz ist negativ entropisch, und sich an ihm zu engagieren heißt der Entropie (dem Tod) widerstehen.’ p. 105

Wer schreiben will, schreibt zuerst einmal für einen Zensor: für ein mit Löchern versehenes Sieb, wobei die Löcher “Kriterien” genannt werden können. Nur was den Kriterien entspricht , wird durchgelassen.’ p. 105

Vilém Flusser, ‘Schreiben für Elektronisches publizieren’ in Schriften, Band I, Lob der Oberflächlichkeit, für eine Phänomenologie der Medien, Bollmann, Mannheim, 1995.

de,quotations,research,ubiscribe,writing | April 21, 2006 | 15:32 | Comments Off on Vilém Flusser, ‘Schreiben für Elektronisches publizieren’ |

Vilém Flusser, ‘Kriterien, Krise, Kritik’

‘Das griechische Verbum krinein entspricht dem deutschen “teilen”, “scheiden” oder “brechen”. Wir können dieses Verbum in Substantiven wie Kriterium, Krise, Kritik oder Kriminalität wiedererkennen.’ p. 91

Fotografien entstehen aus Apparaten und werden durch Apparate verteilt, deren Absicht es ist, sich slebst zu erhalten, und zu vermehren, und das Wahre, das Gute und das Schöne sind für sie Prätexte im Dienst dieser Absicht. Es sind nicht unerreichbare Ideale sondern Kriterien beim Programmieren.’ p. 98

Vilém Flusser, ‘Kriterien, Krise, Kritik’ in Schriften, Band I, Lob der Oberflächlichkeit, für eine Phänomenologie der Medien, Bollmann, Mannheim, 1995.

de,quotations,research,ubiscribe | April 21, 2006 | 15:30 | Comments Off on Vilém Flusser, ‘Kriterien, Krise, Kritik’ |

Vilem Flusser, Die Schrift I

‘Alles schreiben ist Rechtschreiben, und das führt unmittelbar in die gegenwärtige Krise des Schreibens. Denn es ist etwas Mechanisches am Ordnen, am Reihen, und Maschinen leisten dies besser als Menschen. Man kann das Schreiben, dieses Ordnen von Zeichen, Maschinen überlassen.’ p. 10

‘Dieser widerspruchsvolle Druck verleiht dem Schreiben jene Spannung, der die Schrift verdankt, zu einem die westliche Kultur tragenden und übertragenden Code geworden zu sein und diese Kultur so explosiv gestaltet zu haben.’ p. 11

‘Die Schrift, dieses zeilenförmige Aneinanderreihen von Zeichen, macht überhaupt erst das Geschichtsbewußtsein möglich. Erst wenn man Zeilen schreibt, kan man logisch denken, kalkulieren, kritisieren, Wissenschaft treiben, philosophieren — und entsprechend handeln.’ p. 11/12

‘(A)us den magische kreisen des prähistorischen Denkens in ein zeilenförmiges geschichtliches Denken. Tatsächlich geht es beim Schreiben um ein transcodieren des Denkens, um ein Ãœbersetzen aus den zweidimensionalen Flächencodes der Bilder in die eindimensionalen Zeilencodes, aus den kompakten und verschwonmmenen Bildercodes in die distinkten und klaren Schriftcodes, aus Vorstellungen in Begriffe, aus Szenen in Prozesse, aus Kontexte in Texte. Das Schreiben ist eine Methode zum zerreißen und zum Durchsichtigmachen von Vorstellungen. Je weiter das Schreiben fortschreitet, desto tiefer dringt der schreibende Reißzahn in die Abgründe der Vorstellungen, die in unseren Gedächtnis lagern, um sie zu zerreißen, zu beschreiben, zu erklären, in Begriffe umzukodieren.’ p. 18

Vilém Flusser, Die Schrift, hat Schreiben Zukunft?, Edition Flusser, European Photography, 2002, (1987).

de,quotations,research,ubiscribe,writing | April 21, 2006 | 15:26 | Comments Off on Vilem Flusser, Die Schrift I |

Flusser: Vom Verrat

‘Aber es gibt weniger starke Worte, welche die gleiche Bedeutung haben, etwa “Veröffentlichung”. Denn beim Verrat geht es um das Lüften eines Geheimnisses, eines “Rätsels”.’

To divulge heißt im Englischen “ein Geheimnis verraten”. Die ganze Medienkultur is ein Verrat.’

‘”Divulgieren” bedeutet: etwas, das vorher geheim war, gemein machen. (…) Dasselbe bedeutet “publizieren”: etwas, das vorher Privat was, öffentlich machen.’

“Worum es (…) geht ist nicht so sehr, öffentlich zu verraten, daß alle Veröffentlichung ein Verrat ist. (…) Vielmehr gehr es darum aufzuzeigen, daß es wieder wie im Altertum und im Mittelalter möglich geworden ist, Informationen auszuarbeiten und sie an andere weiterzugeben, ohne sie deshalb veröffentlichen zu müssen; es ist nicht länger nötig, alphabetisch — im verratenen Geheimcode — zu schreiben, weil neue Geheimcodes zu Verfügung stehen.”

Vilém Flusser, ‘Vom Verrat’, Schriften, Band I, Lob der Oberflächlichkeit, für eine Phänomenologie der Medien, Bollmann, Mannheim, 1995. p. 83, 84, 89.

de,quotations,research,ubiscribe,writing | April 19, 2006 | 18:21 | comments (1) |

Flusser: Das Abstraktionsspiel

‘(…) “Phänomenologie der Kulturgeschichte”: Der Willendorfer tritt aus der ihn angehenden Welt heraus, streckt ihr die Hand entgegen, hält darin Körper fest und verändert dann die derart festgehaltenen, stillstehenden, “verstandenen” Körper: Er erzeugt das zeitlose Universum der Skulpturen. Die Leute in Lascaux treten aus diesem driedimensionalen Universum heraus, schauen es sich an, erblicken die Oberflächen der “verstandenen” Körper, stellen sich vor, wie sie die erblickten Oberflächen zueinander verhalten un verändern dann die imaginierten Flächen: Sie erzeugen das tiefenlose Universum der Bilder. Die Leute in Ungarit treten aus diesem zweidimensionalen Unversums heraus, greifen mit den Fingern in die Flächen ein, um die Bildelemente zu “begreifen” reißen sie dann heraus, um sie in Reihen zu ordnen, sie zahlbar zu machen, um sie zu erzählen, besprechen und dann verändern zu können: Sie erzeugen das flächenlose Universum der Texte. Gegenwärtig treten die Leute aus diesem eindimensionalen Unversum heraus, bestasten die Linien mit den Fingerspitzen, lösen die Begriffe aus ihren reihenfolge und spielen mit ihnen, um herauszufinden, was man aus den sich anbietenden Möglichkeiten kombinieren können: Sie erzeugen das dimensionslose Universum der Quanten.’

‘Zuerst hat der Mensch in der ihn angehenden Welt gehandelt, dann hat er geschaut, um zu handeln, dann hat er gefingert und hingehört, um zu sehen und dann handeln zu können, und gegenwärtig tastet er ab, um überhaupt etwas befingern und hören zu können, um es nachher vielleicht anschauen und behandeln zu können.’

Vilém Flusser, ‘Das Abstraktionsspiel’ in Schriften, Band I, Lob der Oberflächlichkeit, für eine Phänomenologie der Medien, Bollmann, Mannheim, 1995, p. 19.

de,quotations,research,ubiscribe,writing | April 19, 2006 | 17:24 | Comments Off on Flusser: Das Abstraktionsspiel |

Vilem Flusser, Auf dem Wege zu Unding

Übrig bleiben von den Handen die Fingerspitzen. Mit ihnen wird der künftige Mensch auf Tasten drücken, um mit Symbolen zu spielen und um audiovisuelle Informationen aus Apparaten abzurufen. Der fingernde handlose Mensch der Zukunft wird nicht handeln, sondern tasten. Sein Leben wird kein Drama mehr sein, das eine handlung hat, sonder es wird ein Schauspiel sein, das ein Programm hat. Der neue mensch wird nichts mehr tun und haben wollen; er wird geniessen wollen, was auf dem Programm steht. Nicht Arbeit und nicht Praxis, sondern Betrachtung und Theorie werden sien konkretes Leben charakterisieren. Nicht Arbeiter, Homo faber, sondern Spieler mit Formen, Homo ludens, ist der Mensch der undinglichen Zukunft.

Vilem Flusser, ‘Auf dem Wege zu Unding’, in Medienkultur, Fischer, Frankfurt/Main, 1997, p. 188 (1989)

de,quotations,research,ubiscribe | March 30, 2006 | 14:15 | Comments Off on Vilem Flusser, Auf dem Wege zu Unding |

Vilem Flusser, Die Stadt als Wellental in der Bilderflut

Wir müssen aus der Kapsel des Selbst auszubrechen und uns in die konkrete Intersubjektivität zu entwerfen versuchen. Wir müssen aus Subjekten zu Projekten werden. Die neue Stadt wäre eine Projektion von zwischenmenschlichen Projekten. (…) die neue Stadt ist geographisch nicht lokalisierbar, sondern überall dort, wo Menschen einander sich öffnen.

Vilem Flusser, ‘Die Stadt als Wellental in der Bilderflut’, in Medienkultur, Fischer, Frankfurt/Main, 1997, p. 181

de,quotations,research,ubiscribe | March 30, 2006 | 14:09 | Comments Off on Vilem Flusser, Die Stadt als Wellental in der Bilderflut |
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